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Köln, den 1. März 2001

 
4.) Was macht die Akzeptanz und die Zufriedenheit 
      der Bewohner aus?

Inhalt:
1. Fragestellung
2. Zur Akzeptanz
3. Zur Zufriedenheit
4. Unterschiede in der Bewertung zwischen Umsiedlern am
    Umsiedlungsstandort und denen, die schon vor Beginn der
    gemeinsamen Umsiedlung außerhalb siedelten ("Quasi-Umsiedler")

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Wurde für die Umsiedler genug unternommen?

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1. Fragestellungen:
Vier Fragestellungen wurden in dieser Arbeit nachgegangen:
1.) Ist die Akzeptanz für den Neuort auf Bewertungen einzelner Teilaspekte zurückzuführen?
2.) Ist die Akzeptanz für den Neuort verschiedener Personengruppen unterschiedlich hoch? 
3.) Besteht ein Unterschied zwischen den Bewertungen der Umsiedler und denen der Neu-Zugezogenen?
4.) Gibt es Gründe, die die Zufriedenheit der Umsiedler beeinträchtigen und deren Ursachen in der Umsiedlungsmaßnahme liegen?

Im Folgenden werden die wichtigsten Antworten auf die ersten drei Fragen zur Akzeptanz in einer Zusammenschau abgehandelt. In einem weiteren Kapitel anschließend die Fragen zur Zufriedenheit zusammengefasst.


2. Zur Akzeptanz für den Neuort 
Umsiedler und Neu-Zugezogene wohnen gleichermaßen gerne in Inden/Altdorf, negative Bewertungen zur Akzeptanz für den Neuort gab es bei beiden Gruppen nur in Ausnahmefällen, bei den Umsiedlern allerdings etwas häufiger (Diagramm)
Die Akzeptanz für den Neuort präsentiert sich nicht als „Mittelwert aller abgefragten Punkte“ zur Erfüllung der Daseinsgrundfunktionen. Der Zusammenhang zwischen der Erfüllbarkeit einzelner Daseinsgrundfunktionen und der Akzeptanz für den Neuort, ist häufig zu unterschiedlichen Anteilen, in einigen Fällen auch gar nicht festzustellen.
In den meisten Fällen ließen sich für die Umsiedler schwächere Korrelationen mit Frage 45 „Wie gerne wohnen Sie in Inden/Altdorf?“ finden, als für die Neu-Zugezogenen. Dies deutet darauf hin, dass die Bedürfnisse der Umsiedler heterogener geartet sein werden, als die der Neu-Zugezogenen.
Die Abweichungen in den Bewertungen zwischen Umsiedlern und Neu-Zugezogenen und deren Bewandtnis für die Frage der Akzeptanz, sind wie folgt geartet: 
- Für die Umsiedler ist die Intensität der sozialen Kontakte von großer Bedeutung, Personen mit intensiven sozialen Kontakten leben deutlich lieber in Inden/Altdorf. 
Bei den Neu-Zugezogenen ist dies nicht der Fall. Hier spielt eher die Frage, wie viel neue Bekannte neu kennen gelernt wurden eine Rolle, insbesondere bei Familien. 
- Die Meinungen zum Ortsbild stehen immer im Zusammenhang mit der Akzeptanz für den Neuort; ein großes Mitteilungsbedürfnis diesbezüglich unter den offenen Fragestellungen unterstreicht diesen Zusammenhang. Die Ursachen für die Bewertung, und damit auch die Ursachen für die Akzeptanz liegen aber bei beiden Gruppen wahrscheinlich unterschiedlich:
Für die Umsiedler konnten Indizien dafür gefunden werden, dass unter Umständen eine Vermengung der Bewertung des Ortsbildes und der Situation, einen neuen Ort oktroyiert zu bekommen, stattgefunden haben könnte. Dann wäre das Verhältnis zum Stadtplanungsprozess von Bedeutung für die Akzeptanz.
Anzeichen dafür, dass die gewachsene Dorfstruktur vermisst wird, konnten nicht eindeutig gefunden werden, generell werden unterschiedlichste Anforderungen an das Ortsbild gestellt. Dabei macht es keinen nennenswerten Unterschied, ob der Betreffende umgesiedelt oder neu-zugezogen ist. 
Ältere Umsiedler finden die Gebäude des Ortes tendenziell ästhetischer, als jüngere Umsiedler.
 - Die Versorgungseinrichtungen für die alltäglichen Einkaufsmöglichkeiten und die Versorgung mit mittelfristigen Gütern, wird zwar von den meisten Umsiedlern recht hoch bewertet, hat aber keinen maßgeblichen Einfluss darauf, wie gerne diese in Inden/Altdorf leben. Eine verbesserte Versorgungslage führt also nicht gleichermaßen dazu, dass der Betreffende lieber in Inden/Altdorf wohnt.
Bei den Neu-Zugezogenen ist hingegen ein Zusammenhang mit der Akzeptanz zu den alltäglichen und mittelfristigen Einkaufsmöglichkeiten durchaus messbar.
Lediglich die ärztliche Versorgung scheint keinen Einfluss auf die 
Akzeptanz für Inden/Altdorf zu haben (weder für Umsiedler, noch für Neu-Zugezogene), erfährt aber insgesamt relativ hohe Bewertungen.
- Die Bewertung des Wohnkomforts steht bei den Umsiedlern in keinem direkten Zusammenhang mit der Akzeptanz, er erfährt aber oft sehr gute Bewertungen. Auch hier gilt, wie bei den Einkaufsmöglichkeiten: Ein hoher Wohnkomfort führt nicht zwangsläufig zu einer höheren Akzeptanz für den Neuort. Anders sieht es mit dem Grad der Veränderung des Wohnkomforts aus, hier ist ein Einfluss auf die Zufriedenheit gegeben (s. nächstes Kapitel).
Bei den Neu-Zugezogenen fallen die Bewertungen häufiger nur „gut“ aus, es ist aber ein Zusammenhang mit der Akzeptanz gegeben.
- Bei Umsiedlern wie bei Neu-Zugezogenen steht die Bewertung der Qualität der Umgebung im Zusammenhang mit der Akzeptanz für Inden/Altdorf. Bei letzteren konnte dies zusätzlich in Zusammenhang mit der Akzeptanz für die Braunkohlewirtschaft und damit mutmaßlich verbundenen Toleranz für die Immissionen gebracht werden. 
Bei den Umsiedlern ist dies weniger wahrscheinlich. Hier spielt auch die Vergleichssituation zum Altort eine Rolle, was sich v. a. auf die Zufriedenheit auswirkt (s. nächstes Kapitel). Mangelnde Akzeptanz für die Braunkohlewirtschaft kommt, entgegen den Erwartungen, bei den Umsiedlern nicht gleichermaßen als Ursache für eine hohe oder niedrige Akzeptanz für den Neuort in Frage. 
- Die von den Neu-Zugezogenen eher schlecht bewertete Anbindung an den öffentlichen Personen-Nahverkehr hängt scheinbar nicht mit der Akzeptanz für den Neuort zusammen, sondern wird gewissermaßen billigend in Kauf genommen. Von den Umsiedlern wird die ÖPNV-Anbindung zwar besser bewertet, was sich allerdings ebenso wenig auf die Akzeptanz auszuwirken scheint.  3. Zur Zufriedenheit im Zusammenhang mit der Umsiedlung
Die Zufriedenheit der Umsiedler war messbar geringer als die der neu-zugezogenen Bewohner Inden/Altdorfs (Diagramm).
Es wird aber schwer sein, über einen standardisierten Fragebogen etwas über die umsiedlungsspezifischen Probleme herauszufinden, da jeder Umsiedler wahrscheinlich seine eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen gemacht haben wird und Klippen umschiffen musste. 
Dies kommt auch in einem Kommentar eines Umsiedlers aus den Fragebögen deutlich zum Ausdruck: „Umsiedlung ist individuell und jeder muß zuerst mit seiner Familie die »Umsiedlung« verwirklichen und verarbeiten! Abhängig von Alter, Berufsstandort, und Familienstand!“
Eine quantitative Methodik erscheint deshalb für diese Problematik nicht unbedingt adäquat und die Ergebnisse sollen mehr einen Hinweis auf mögliche Zusammenhänge geben, als dass Ihnen Allgemeingültigkeit attestiert werden dürfte.
Dennoch sollen die zu einigen Punkten gefundenen Gemeinsamkeiten im Folgenden geschildert werden:

- Wenn sich bei den Umsiedlern der Wohnkomfort nach der Umsiedlung verschlechtert hat, war auch die Zufriedenheit messbar geringer war und umgekehrt. Dabei spielt es keine einheitliche Rolle, ob das Verhältnis von Wohnkomfort zu finanziellem Aufwand besser oder schlechter als im Altert bewertet wird. Die Verwirklichung der individuellen Vorstellungen, was den Wohnkomfort anbelangt, haben also Einfluss auf die Zufriedenheit.
- Wohndauer: Die Umsiedler sind umso zufriedener, je länger sie bereits im Neuort wohnen. Dies kann entweder eine Bewahrheitung des Sprichworts „Die Zeit heilt alle Wunden“ darstellen, oder ist auf den höheren Grad an Selbstbestimmung der „frühen Umsiedler“ zurückzuführen, die sich „freiwillig“ schon vor Beginn der geschlossenen Umsiedlung außerhalb des Umsiedlungsstandortes niederließen (hierzu einige interessante Diagramme). 
Hier spielt auch wieder die Frage des Wohnkomforts eine Rolle, da dieser nur von Umsiedlern am Umsiedlungsstandort schlechter bewertet wurde, ebenso das Verhältnis von Wohnkomfort zu finanziellem Aufwand. Auch die Äußerungen zum Ortsbild (und somit wahrscheinlich auch das Verhältnis zur Stadtplanung) unterscheiden sich deutlich zwischen diesen beiden Gruppen der Umsiedler.
- Die Wahrnehmung der Veränderung der Umgebung weist ebenfalls eine Korrelation mit der Zufriedenheit auf: Wird diese schlechter als vorher bewertet, so ist auch die Zufriedenheit geringer. 
Weil die Umgebung von denen, die längere Zeit im Altort wohnten, häufiger schlechter bewertet wurde, ist dies wahrscheinlich Ausdruck dessen, dass das gewohnte Umfeld, oder vielleicht auch die Heimat, durch die Umsiedlung für immer verloren gegangen ist.

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