Wissenswertes über Brasilien

Auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen wanderten in den letzten drei Jahrzehnten viele Menschen aus den armen ländlichen Gebieten Brasiliens in die wirtschaftlich besser entwickelten Städte ab. Heute leben 80 Prozent der brasilianischen Bevölkerung in den Städten.

Vor allem die Metropolen São Paulo und Rio de Janeiro haben in den vergangenen Jahren einen rasanten Anstieg der Bevölkerung verkraften müssen. Mit ihm wuchsen die Armenviertel und die sozialen und wirtschaftlichen Probleme. Die Hoffnung auf ein besseres Leben erfüllte sich jedoch nur für wenige Zuwanderer.

Das Einkommensgefälle ist in den vergangenen Jahrzehnten immer größer geworden. Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung verfügen über die Hälfte des Volkseinkommens. Dagegen leben 64 Millionen Menschen in Armut. Zwei Drittel der Einkommen liegen unterhalb des Existenzminimums für eine Familie.

Etwa ein Viertel aller Erwerbstätigen arbeitet in der Landwirtschaft. Größtes Entwicklungshindernis ist die sehr ungleiche Verteilung des Bodenbesitzes. So besitzen zehn Millionen Bauernfamilien kein Land. Mehr als die Hälfte aller Betriebe ist kleiner als zehn Hektar. Nach Angaben der brasilianischen Landlosenbewegung Movimento Dos Trabalhadores Rurais Sem Terra (MST) besitzen 23 Millionen Bäuerinnen und Bauern zu wenig Land, um davon leben zu können. Die Familien-mitglieder, einschließlich der Kinder, müssen durch einen Nebenerwerb das Familieneinkommen erhöhen.

Die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche Brasiliens gehört dagegen nur einem Prozent aller Betriebe. Diese Großbetriebe nutzen ihre Fläche nur teilweise, während die Kleinbetriebe, die meist nur für die Eigenversorgung wirtschaften, die Böden häufig übernutzen.

Die Großbetriebe und Agrarfirmen betreiben großflächige Tierhaltung und produzieren vor allem Exportprodukte wie Zuckerrohr, Kaffee, Soja, Baumwolle, Kakao, Früchte und Eukalyptus, die in Monokultur angebaut werden. Früher konnte mit der Produktion von Grundnahrungsmitteln wie Maniok, Mais, Reis, Bohnen, Bananen und Kartoffeln meist der heimische Bedarf gedeckt werden. Die Agrarpolitik hat jedoch zu der absurden Situation geführt, dass Brasilien einerseits einer der größten Agrarexporteure der Welt ist, andererseits jedoch immer mehr Grundnahrungsmittel einführen muss, um den heimischen Markt zu befriedigen.

Problematisch ist der hohe und unkontrollierte Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Eine Studie, die im Bundesstaat Pernambuco durchgeführt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass jeder vierte Landarbeiter durch Pestizide geschädigt ist.